Was Du wirklich willst

Worauf richtest Du Deinen Blick und Deinen Fokus in Deinem Leben? Ich behaupte: Nicht darauf, worauf es wirklich ankommt: Deine Erfahrung.
Gestatte mir, tief ins Innerste Deiner Seele zu blicken und ich werde Dir verraten, was Du wirklich willst in Deinem Leben. Beruflich, in Deinen Beziehungen und im Umgang mit Dir selbst. Um Dein Glück und Deine Erfüllung zu finden.
Ich vermute nämlich, dass Du das nicht wirklich weisst.
Zumindest ist das meine Erfahrung, wenn ich Menschen begegne, beruflich oder privat: Dass sie nicht wirklich wissen, was sie wollen.
Wenn Du eine der seltenen Ausnahmen bist, gratuliere ich Dir herzlich, dann darfst Du gerne aufhören zu lesen und Dich mit etwas beschäftigen, das Du wirklich willst.
Falls Du neugierig bist und weiterlesen möchtest, freue ich mich und bin überzeugt: Du wirst am Ende dieses Artikels um eine wichtige und aus meiner Sicht zentrale Erkenntnis weiter sein.
Was denken Menschen, wirklich zu wollen?
Die meisten Menschen denken, sie benötigten ein Ding, ein Objekt, um glücklich und erfüllt zu sein. Damit kann das neue Auto, die neue Hose gemeint sein, aber auch die Woche Urlaub, das Traumhaus, die Liebesbeziehung, die eigene Familie mit zwei Kindern, die Party am Wochenende, der Freundeskreis. Oder auch Fähigkeiten und Eigenschaften, wie Durchhaltevermögen, Lebensfreude, Optimismus, Selbstsicherheit oder Selbstliebe. All das sind aus psychologischer Sicht Dinge oder Objekte.
Das klingt einleuchtend und alltäglich, oder? Bestimmt erkennst Du Dich im einen oder anderen Ding wieder.
Und trotzdem ist es falsch. All das ist nicht wirklich das, was Menschen wollen. Was Du willst.
Du kannst nur etwas wollen, wenn Du es nicht schon hast oder bist.
Betrachte es einmal so: Du kannst nur etwas wollen, wenn Du es nicht schon hast oder bist. Ansonsten würde Wollen schlichtweg keinen Sinn ergeben. Der Impuls, etwas zu wollen, würde nicht in Deinem Bewusstsein erscheinen. Wenn Du das Auto bereits hast, musst Du es nicht mehr wollen. Wenn Du rappelvoll bist mit Selbstliebe, musst Du sie nicht mehr wollen. Oder präziser noch: Du kannst sie gar nicht mehr wollen. Wollen kannst Du nur etwas, das Dir fehlt. Und was Dir fehlt, ist nie das Ding an sich, sondern die damit verbundene Erfahrung. Du möchtest Dich mit und dank diesem Ding anders fühlen (in der Regel besser). Wenn es das Ding an sich wäre, das Du willst, dann wäre es egal, ob Du Dich mit diesem Ding, dem Auto, der Beziehung, dem Durchhaltevermögen besser fühlst als vorher oder nicht.
Wie sehr würdest Du eine Million wollen, wenn Du Dich damit genauso fühlen würdest, wie jetzt? Ja, Du könntest Dir tolle Dinge kaufen damit, aber würdest Du das wollen, wenn Du Dich damit genauso fühlen würdest wie jetzt?
Wenn Du diese Frage mit Ja beantwortest, dann vermutlich, weil ein Teil von Dir die leise Hoffnung hegt, dass Du Dich mit einem dieser tollen Dinge trotzdem vielleicht etwas besser fühlen würdest. Wenn das so ist, willst Du nicht die Million oder die Dinge, die Du Dir damit kaufen kannst, sondern Du willst Dich einfach besser fühlen.
Daran ist überhaupt nichts schlecht oder falsch. Du musst Dich dafür nicht schämen oder schuldig fühlen. Wir alle wollen das. Vorausgesetzt, wir fühlen uns nicht gut genug. Wenn Du Dich gut genug fühlst, benötigst Du nicht die Erfahrung des «Besser Fühlens».
Wir können also weiter schlussfolgern, dass Du weder ein Ding willst noch Dich besser fühlen willst, sondern Du sehnst Dich nach der Erfahrung des «Gut genug Fühlens». Oder, etwas weniger bescheiden ausgedrückt: Nach der Erfahrung vollkommener Bedürfnislosigkeit, da Du mit Dir und Deinem Leben komplett im Reinen bist.
Leider ist das im Alltag kaum der Fall. Oder wie sieht es in Deinem Alltag aus? Es ist ganz schön schwierig, mit Dir und Deinem Leben im Reinen zu sein. Oder wie erlebst Du das?
Ich bin jetzt etwas provokativ: Nein, das ist es nicht. Es ist nicht schwierig. Es ist das Einfachste der Welt. Du bist in jedem Moment komplett im Reinen mit Dir und Deinem Leben. Bis Du es nicht mehr bist. Weil Du etwas tust, um aus dem Reinen ins Unsaubere zu kommen. Beispielsweise indem Du eine Idee entwickelst, was Du brauchen könntest, damit es Dir besser geht.
Das Lebenstempo in unserer modernen Welt ist so hoch, dass wir diese Momente des Verlangsamens, des Innehaltens, des Durchatmens, in denen unser grundsätzliches Einssein mühelos durchschimmern und unser Bewusstsein erfüllen kann, kaum noch kennen und stattdessen eine schlaue Idee nach der anderen generieren oder von aussen suggeriert bekommen. Wie es uns besser gehen könnte. Indem wir uns von Ballast aus der Vergangenheit lösen sollen. Traumata aufarbeiten, neue Hobbys finden oder unseren Körper in Form bringen sollten. Die Ideen werden Dir nie ausgehen, Dein Leben lang nicht. Wenn Du ihnen glaubst, wirst Du allerdings Dein Leben damit verbringen, einer Idee nach der anderen hinterherzujagen. Und nie wirklich ins Reine kommen mit Dir. Fühlt sich das für Dich nach Glück und Erfüllung an?
Die Rolle von Erfahrung.
Ich habe weiter oben erwähnt, dass wir uns nicht nach Dingen sehnen, sondern nach der damit verbundenen Erfahrung. Schauen wir uns doch dieses Konstrukt etwas genauer an. Wenn ein Ding eine Erfahrung besitzen kann, sind Erfahrungen demzufolge also Eigenschaften von Dingen. Ein Ding besitzt eine für Dich interessante Erfahrung. Die neue Hose besitzt die Erfahrung von Wohlbefinden in Deinem Körper beispielsweise. Interessant. Ich stelle mir vor, wie in der Textilfabrik eine ganz besondere Gruppe von Nähenden damit beschäftigt ist, eigens aus Jamaica eingeflogene Kisten sorgfältig zu öffnen, die Erfahrung von Wohlbefinden in Deinem Körper, achtsam auszupacken und in die neue Hose einzunähen. Gibt es an der Hose einen bestimmten Ort, wo diese Erfahrung eingenäht wird, oder ist sie in der ganzen Hose verteilt?
Erfahrungen sind keine Eigenschaften von Dingen, sondern integrale Bestandteile Deines Seins.
Worauf ich hinauswill: Erfahrungen, die Du machst, sind keine Eigenschaften von Dingen, sondern Ereignisse in Dir. Es gibt auch keine Erfahrungen in der Mehrzahl, sondern nur Erfahrung an sich. Deine Erfahrung. Erfahrung lässt sich nicht teilen.
Tatsache ist aber, dass wir Menschen sehr gut sind darin, unser Erfahrungsspektrum einzuschränken. Indem wir uns bestimmte Aspekte unserer Erfahrung nicht gestatten, uns auf andere überfokussieren und weitere gar nicht kennen. In der Regel, weil wir es so lernten, von unseren Eltern, unserer Gesellschaft und unserer Kultur. Beispielsweise ist unsere materialistische Kultur fasziniert von voneinander getrennten Dingen und liebt es, alles zu analysieren und in noch kleinere Einzelteile zu zerlegen. Das ist ein schöner Zeitvertreib, problematisch wird er allerdings dann, wenn wir diesen auf unser Innenleben, unsere subjektive Realität, den Bereich unserer Erfahrung anwenden. Da gelten ganz andere Regeln. Eben beispielsweise, dass sich in unserer inneren Welt nichts wirklich teilen und trennen lässt. Die Psyche ist immer eine Ganzheit. (Die sogenannt materielle Welt übrigens eigentlich auch, wenn wir genauer hinschauen. Die Idee, dass sich in der materiellen Welt etwas teilen lässt, ist eine Vorstellung, ein Konzept unseres menschlichen dualistischen Verstandes, das wir auf die unteilbare Wirklichkeit projizieren).
Was bedeutet das nun für Dich?
Wenn Erfahrung etwas Inneres ist, dann benötigst Du nichts Äusseres, um Dir Erfahrung zu ermöglichen. Erfahrung ist immer bereits schon da in Dir. Und Du benötigst auch keine neuen, zusätzlichen oder besseren Erfahrungen, da Deine Erfahrung bereits alles beinhaltet. Erfahrung kann nicht verbessert werden. Da sie einfach ist.
Erfahrung kann nicht verbessert werden, da sie kein Ding ist, sondern ein Prozess. Der einfach so ist, wie er ist.
Natürlich darfst Du sehr gerne sehr genau hinschauen, wo und wie Du Dich im Erleben Deines vollen Erfahrungsspektrums einschränkst oder welche Selbstbegrenzungen den Raum Deiner Erfahrung kleiner wirken lassen, als er ist. Und die selbstbegrenzenden Einschränkungen dann auflösen. Das ist hilfreicher und nachhaltiger als jedes Ding.
Dinge erschaffen nämlich weitere Dinge.
Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.
Zum Schluss: Über Bewusstsein.
Ein Aspekt, auf den ich noch eingehen möchte: Erfahrung hängt mit Bewusstsein zusammen. Dein Bewusstsein ist die Voraussetzung dafür, dass überhaupt Erfahrung stattfinden kann. Und genauso, wie wir Menschen dazu neigen, unser Erfahrungsspektrum einzuschränken, haben wir die Tendenz, unseren Bewusstseinsgrad zu reduzieren. Einfach, weil es sich sicherer und bequemer anfühlt, den Alltag und das Leben nicht hochgradig wach, sondern leicht dahinvegetierend im Halbschlaf zu bewältigen. Die Alltagsbewältigung ist ja schon komplex und anstrengend genug, was würde dann noch auf mich zukommen, wenn ich den Kopf heben, den Blick und mein Herz vollkommen öffnen würde?
Und trotzdem sehnen wir uns nach genau dieser Wachheit und Bewusstheit. Und suchen aus dem Grund nach Dingen, die uns aus unserer Sicht neue Erfahrungen ermöglichen. Weil eine neue Erfahrung kurzfristig unsere Wachheit und unseren Bewusstseinsgrad erhöht. Wir fühlen uns lebendig, vital, aktiviert, präsent. Allerdings nur vorübergehend. Denn, wenn wir die Erfahrung mit einem äusseren Ding assoziieren, können wir sie nicht verinnerlichen und dadurch innerlich nicht halten.
Das können wir nur, wenn wir uns direkt um unseren Erfahrungsraum kümmern und diesen in alle Richtungen öffnen und ausdehnen. Was bedingt, dass wir uns einen hohen Wachheitsgrad gestatten.
Oder einfach uns gestatten, zu erwachen. Zu unserer Wirklichkeit und der Wirklichkeit an sich. Die nicht getrennt sind voneinander.
Das willst Du. Behaupte ich. Wenn Du es anders siehst, darfst Du mir Deinen Widerspruch gerne mitteilen.
Und wenn Du Deinen Bewusstseinsgrad erhöhen und Deine Fähigkeit, Deinen Reichtum und Deine Fülle an Erfahrung auszuhalten, erweitern möchtest, schau doch einmal im neuen Zentrum für Psychologische Potenzialentfaltung und Kollektive Transformation von meiner Frau und mir vorbei.
Herzlich,
Simon